Nun ist es bald geschafft und die Plakate zu den (Zentrums-)Umfahrungen können wieder abgebaut werden – die Schlacht ist geschlagen, das Volk hat entschieden. Ja, ich bin sehr gespannt. Gehören wir – die Grünliberalen – zu den Gewinnern oder zu den Verlierern?
Nun, schliesslich ist es nicht alltäglich, dass sich die Grünliberalen für ein Strassenbauprojekt aussprechen. Doch in unseren Augen sind es auch keine reinen Strassenbauprojekte, sondern Projekte welche der Stadt Zug wie auch Unterägeri die Möglichkeiten bieten mehr aus ihren Kernen zu machen. Aber ich arbeite nicht nochmals die Argumente ab, welche Sie schon tausendfach in den letzten Wochen gehört haben.
Die Grünliberalen setzen sich für eine langfristige, möglichst nachhaltige und weitsichtige Planung der Mobilität im Kanton Zug ein. Von was müssen wir ausgehen?
Das Bundesamt für Statistik geht im mittleren Szenario schon bis 2040 von einer Bevölkerung von knapp 150'000 Menschen im Kanton Zug aus. Die Stadt Zug hat schon bei aktueller Zonierung Platz für 45'000 Städterinnen und Städter. Arbeitsplätze und Pendler werden wohl auch nicht weniger werden. Man kann diese Entwicklung gut oder schlecht finden, doch deutet zurzeit nichts darauf hin, dass dieser Trend gebrochen werden wird.
Ich persönlich extrapoliere die Zahlen auf +50'000 an Bevölkerung und X Tausend mehr Arbeitsplätze in den nächsten 50 Jahren. Können wir diese Herausforderungen mit dem motorisierten Individualverkehr lösen? Nein, wir brauchen platzeffizientere Lösungen wie Velo und ÖV sowie Arbeitsmodelle, welche zu weniger Pendlerströmen führen. Widerspricht diese Aussage unserer Ja-Parole zu den Tunnels? Nein, denn auch mit einer Verlagerung des Modalsplits (mehr ÖV) müssen wir auf Grund des grossen Bevölkerungswachstums mit einer «leichten» Zunahme des Individualverkehrs rechnen.
So müssen die Herausforderungen eines immer urbaneren, verwachsenen und dichteren Kanton Zugs mit einer langfristigen Strategie angepackt werden. Gerade darum sind wir sehr enttäuscht ob der fehlenden Weitsicht und Inspiration seitens der Regierung, wenn wir die Antwort auf unsere Interpellation zur Stadtbahn und Planung mit Eigentrasses lesen.
Wir müssen nicht schon heute die Verkehrslösungen für 200 Tausend Einwohnerinnen und Einwohner im Kanton bauen, doch müssen wir die Freiräume sichern und eine Strategie entwickeln, auf die in Zukunft aufgebaut werden kann. Ich sehe es als eine elementare Aufgabe der Politik mögliche Entwicklungen der Zukunft zu berücksichtigen und über mehr als die eigene Politkarriere hinaus zu denken. Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur schonender Umgang mit den Ressourcen, sondern auch vorausschauendes Handeln und Rücksicht auf die kommenden Generationen.
Auch wenn wir weder heute noch morgen eine U-Bahn oder weitere Geleise benötigen, brauchen wir Raumsicherung, auf die bei Bedarf zurückgegriffen werden kann. Denn Gebäude abreissen, um Schienen oder Trasses zu bauen, wollen wir sicherlich nicht. Und sollen wir uns dann in 50 Jahren alle problemlos von A nach B beamen können und Autos und Züge der Vergangenheit angehören, dann umso besser.
Martin Zimmermann Fraktionschef GLP, Baar