Der Wohnungsmarkt im Kanton Zug befindet sich seit Jahren in einer prekären Lage. Trotz einer regen Bautätigkeit und zahlreichen Neubauten bleibt die Leerwohnungsziffer seit rund 25 Jahren konstant niedrig bei 0,4 Prozent. Dies bedeutet, dass weniger als ein halbes Prozent der Wohnungen in Zug leer stehen – im letzten Jahr waren das etwa 250 Wohnungen. Eine Leerwohnungsziffer unter 1,0 wird allgemein als ein Zeichen von Wohnungsnot angesehen.
Das Problem, dass freie Wohnungen in Zug ohnehin Mangelware sind, verschärft sich durch die hohen Mieten. Während der Schweizer Durchschnitt für eine 80 Quadratmeter grosse Wohnung bei etwa 1400 Franken liegt, muss man in Zug durchschnittlich 1700 Franken bezahlen. Dies sorgt für Unmut in der Bevölkerung – und dass dringender Handlungsbedarf besteht, sollte spätestens seit dem überraschenden Ja zur SP-Initiative «2000 Wohnungen für den Zuger Mittelstand» in der Stadt Zug klar sein.
Die Annahme dieser Initiative, die fordert, dass mindestens 40 Prozent der neu erstellten Wohnflächen in Verdichtungsgebieten preisgünstig sein müssen, führte aber dazu, dass eigentlich dringend nötige Bauprojekte in der Stadt Zug wie im Metalli oder Herti Süd vorläufig auf Eis gelegt wurden, da die wirtschaftlichen Auswirkungen der Initiative noch unklar sind. Insofern ist die Annahme der Initiative ein zweischneidiges Schwert, da sie zwar mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen soll, gleichzeitig jedoch die Umsetzung wichtiger städtebaulicher Projekte verzögert und den Wohnungsmarkt in Unsicherheit stürzt.
Wie lässt sich also preisgünstiger Wohnraum finanzieren? Auf kantonaler Ebene hat der Kantonsrat im August die Mehrwert-Initiative abgelehnt, welche eine erhöhte Abgabe von 30 Prozent bei Bodenwertsteigerungen forderte, um damit preisgünstigen Wohnraum zu finanzieren. Die Erhöhung dieser Abgabe hat einen schweren Stand, sowohl im National- und Ständerat als auch in den Kantonen: 2019 stellte sich die Zuger Bevölkerung klar hinter das neue Planungs- und Baugesetz, obwohl damals schon von den Gegnern eine höhere Abgabe gefordert wurde.
Aber auch bei dieser Initiative muss man aufpassen, dass sie nicht wie ein Bumerang zurückschlägt: Eine Erhöhung der Mehrwertabgabe kann für Grundeigentümer mit sehr hohen Kosten bei einer Überbauung eines Grundstücks verbunden sein. Preisgünstiger Wohnungsbau wird somit für Bauherren weniger attraktiv.
Wie weiter? Erfreulicherweise zeichnet sich ein tragfähiger Kompromiss ab. Zeitgleich mit der Ablehnung der Initiative hat der Kantonsrat einem Gegenvorschlag zur Mehrwert-Initiative zugestimmt. Im Gegensatz zur Initiative wird bei diesem die Mehrwert-Abgabe nicht erhöht. Neu wird aber den Gemeinden die Möglichkeit gegeben, das abgeschöpfte Geld aus dieser Abgabe zur Förderung von preisgünstigem Wohnungsbau einzusetzen. Damit erhalten Gemeinden ein flexibles und wirkungsvolles Element, um der Wohnungsnot entgegenzutreten.
Bezahlbare Mieten werden in absehbarer Zeit im Kanton Zug ein grosses Problem bleiben. Jedoch muss man sich bewusst sein, dass der Wohnungsmarkt mit staatlichen und etlichen privaten Playern sehr komplex ist, was es schwer macht, die Folgen von bestechend einfachen Forderungen wie nach mehr preisgünstigem Wohnraum einzuschätzen. Der Kantonsrat wird den Gegenvorschlag zur Mehrwert-Initiative bis Ende Jahr voraussichtlich verabschieden – dringend nötig wäre es.