Dienstag, 7. Mai 2024

Finanzielle Mittel in die Bevölkerung investieren statt noch mehr Steuern sparen

In dieser Kolumne äussert sich Lorin Semela vom Vorstand der Jungen Grünliberalen Partei über die Möglichkeiten, die riesigen Überschüsse des Kantons Zug für die Bevölkerung einzusetzen.

Wie soll der Kanton Zug im Jahr 2050 aussehen? Der Kantonsrat und die Bevölkerung scheinen in dieser Frage relativ uninspiriert zu sein. Zug hat eine einmalige Ausgangslage in der Schweiz, das Eigenkapital beläuft sich auf sage und schreibe 2,35 Milliarden Franken per Ende 2023. Die finanziellen Mittel sind reichlich, aber der Kanton weiss nicht, was er damit machen soll. Die beiden Tunnel-Projekte wurden an der Urne abgelehnt, grössere Projekte sind nicht in Sicht. Das gibt Platz sich zu überlegen, in was für einem Kanton man leben möchte.

 

Eine Möglichkeit wäre noch weniger Steuern zahlen zu müssen, diese weiter zu senken wie letzten Dezember. Dies macht durchaus Sinn, der Staat sollte nicht auf Kosten der Bevölkerung Geld anhäufen. Die Tiefsteuerpolitik hat den Kanton Zug zum reichsten Kanton der Schweiz gemacht. Davon haben in den letzten Jahrzehnten alle profitiert. Eine moderne Infrastruktur, ein gutes Schulsystem oder ein dichtes ÖV-Netz, um einige Errungenschaften zu nennen. Meiner Meinung nach sind wir aber an einem Punkt angelangt, wo noch tiefere Steuern mehr negative Auswirkungen haben. Der Zuzug von Top-Verdienern, häufig aus dem Ausland, lässt Wohnkosten in die Höhe steigen, verdrängt so die lokale Bevölkerung und damit deren Zusammenhalt. Ich plädiere dafür mit mehr Mut und Gestaltungswillen die finanziellen Mittel in die Bevölkerung zu investieren als mehr Steuern zu sparen.

 

Zuoberst auf der Sorgenliste der Zugerinnen und Zuger sind die steigenden Wohnkosten. Dafür könnte der Kanton mehr Mittel in Form von Mietzinszuschüssen für tiefere und mittlere Einkommen oder in den sozialen Wohnungsbau investieren. Durch diese Umverteilung bleibt der Kanton für alle ein bezahlbarer Lebensort.

 

Des Weiteren belasten die hohen Kosten der externen Kinderbetreuung die Familienbudgets. Sie haben zur Folge, dass häufig ein Elternteil nicht arbeiten geht. Meistens sind dies die Frauen. Gerade in Zeit des Arbeitskräftemangels in vielen Branchen ist das bedauernswert. Warum also nicht die Kinderbetreuung deutlich vergünstigen? Dies würde allen die Möglichkeit geben, ihrem Beruf nachzugehen und ihr berufliches Potential zu entfalten. Viele Gemeinden kennen diese «Betreuungsgutscheine», man könnte sie weiter ausbauen.

 

Zuletzt ein Vorschlag der mir am Herzen liegt: die urbane Begrünung. Mit steigenden Temperaturen wird es im Sommer immer unangenehmer in die Stadt oder ins Dorf zu gehen. Der Beton und Asphalt heizen sich stark auf und lassen den Schweiss tropfen. Hier können Begrünungen an Hausfassaden, Verkehrsinseln und Trottoirs viel entgegenwirken. Die Luft wird deutlich abgekühlt und die Pflanzen werten das Ortsbild auf. Der Kanton Zug könnte Geld in die grüne Aufwertung von Stadt- und Gemeindezentren investieren und so die Lebensqualität für alle erhöhen.

 

Vielleicht sehen Sie andere wichtige Baustellen als ich. Auf jeden Fall sollten wir ins Gespräch kommen und unsere Zukunftsvision für Zug gemeinsam gestalten. Nutzen wir die einmalige Chance.

 

Lorin Semala

Vorstand JGLP